Klimawandel auch in Nürnberg ?

In den letzten Wochen wurden Holzerntemaßnahmen zwischen Nürnberg-Zollhaus und Worzeldorf durchgeführt. Ein paar Fakten von den Bayerischen Staatsforsten

  • von  Harald Dix
    05.05.2019
  • Beiträge, Featured

Wald nahe Worzeldorf

Bei den Fällungen entlang der Schwanstetter Straße und der Bebauung in Worzeldorf handelt es sich zum einen um eine Verkehrssicherungsmaßnahme. Im Rahmen der Arbeiten in diesem Bereich mussten im Wesentlichen Kiefern entnommen werden, die durch die Trockenheit des vergangenen Sommers stark geschädigt bzw. bereits abgestorben waren. Diese sind leicht an der schütteren bis fehlenden Benadelung bzw. an den sich rot verfärbenden Kronen zu erkennen. 

Neben der extremen Trockenheit sind am aktuell zu beobachtenden Absterben der Kiefer im Nürnberger Reichswald auch verschiedene Schadorganismen beteiligt. Besonders hervorzuheben ist der blaue Kiefernprachtkäfer, verschiedene Kiefernborkenkäfer (großer und kleiner Waldgärtner, sechszähniger Kiefernborkenkäfer) sowie das Kieferntriebsterben, das durch einen Pilz namens Diplodia verursacht wird.

Absterbende bzw. abgestorbene Bäume können rasch an Standsicherheit verlieren - spätestens mittelfristig wäre daher eine Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben gewesen. Neben Kiefern sind aus Gründen der Verkehrssicherheit auch einzelne andere Bäume entlang der Straße bzw. der Bebauung gefällt worden.

Die Verkehrssicherheit ist aber nur eine von zwei gewichtigen Gründen, warum die Maßnahme unumgänglich war. Der zweite wesentliche Hintergrund für die Maßnahme ist der Waldschutz. So wird beobachtet, dass es derzeit einen starken Anstieg in der Schädlingspopulation an der Kiefer gibt, der durch die warm-trockene Witterung im vergangenen Jahr stark begünstigt wurde. Diese erhöhte Population an Schadorganismen trifft auf eine Vielzahl an stark geschädigten, absterbenden Kiefern, die sich hervorragend als Brutraum für die weitere Vermehrung eignen. Die Gefahr einer Massenvermehrung ist daher akut gegeben - insbesondere bei einem ähnlichen Witterungsverlauf wie im vergangenen Jahr.

Die Erntemaßnahmen, die gerade in vielen Teilen des Reichswaldes durchgeführt wurden, haben daher das Ziel, einen möglichst großen Teil der in der Rinde überwinternden Schädlingspopulation abzuschöpfen, bevor sie demnächst mit Beginn des Frühlings ausschwärmt, um neue Kiefern zu befallen. Durch Entnahme der rein aufgrund von Trockenheit absterbenden Kiefer, minimiert das Forstamt zudem den Brutraum für die weitere Vermehrung der Schadorganismen.

Ab Mitte April bis Anfang Dezember 2018 hatten Waldbäume akuten Trockenstress und über weite Strecken praktisch kein Wasser mehr zur Verfügung.

Zu guter Letzt ein Hinweis auf die vielen jungen Laubbäume, die von nun an das Waldbild entlang der Straße und Bebauung prägen. Seit Jahren wurde dort vorgebaut und die nächste Waldgeneration im Schatten der Altkiefern bereits herangezogen. Diese junge Generation stand lange in den Startlöchern und hat im Schatten der Kiefern ausgeharrt und kann nun ungehindert weiterwachsen.