Wässerwiesen in Katzwang

Die fränkischen Wässerwiesen sind bayerisches Kulturerbe. Ein toller Erfolg aller Beteiligten. Unser Druck auf den Freistaat hatte Wirkung!

  • von  Harald Dix
    23.05.2020
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Wässerwiese in Katzwang

Aktuelle Planungen sehen vor, einen Ersatzneubau für die Juraleitung durch das Rednitztal in Katzwang zuführen. Parallel zur derzeit bestehenden Trasse soll nach den Vorschlägen der Firma Tennet eine neue und weitaus leistungsfähigere Höchstspannungsleitung gebaut werden. Danach soll die bestehende Leitung abgebaut werden.

Bürgerinnen und Bürger aus Katzwang, Kornburg und Worzeldorf, aber auch aus dem ebenfalls betroffenen Nürnberger Osten hatten sich an die Verantwortlichen in der Politik gewandt, weil sie befürchten, dass die empfohlenen Mindestabstände von 400 Metern zu Wohnbebauung, Schulen und Sportgeländen bei dem geplanten Ersatzneubau nicht eingehalten werden. 

Aufgrund der weitaus höheren Spannung gefährdet dies die Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner. Außerdem weise ich auf das sensible und äußerst wertvolle Ökosystem im Rednitztal zwischen Katzwang und Limbach hin, welches durch den Neubau stark gefährdet wäre.

Des Weiteren fürchten auch die Landwirte um ihre Bewässerungssysteme, die seit Generationen gepflegt werden und nun mit dem Bau der Leitungen zerstört würden. Aus Sicht der Landwirte ist es fraglich, ob mit der Veränderung der Bodenschichten durch einen eventuellen unterirdischen Leitungsbau das Bewässerungssystem überhaupt neu angelegt werden könnte.

Klar ist aber schon heute, dass die Intensität der baulichen Eingriffe im Nürnberger Süden und die Breite des Kabelgrabens einen nicht vertretbaren Eingriff in die Kulturlandschaft und den für die Landwirtschaft existenziellen Wasserhaushalt und die Bewässerung darstellen. Der Stadtrat lehnte auf Antrag von Thorsten Brehm, Dieter Goldmann und mir folglich einen Ersatzneubau in Nürnberg ober- und unterirdisch ab, wenn die Mindestabstände nicht eingehalten werden. Ebenso wurde die Stadt beauftragt, alles zu unternehmen, um die Wässerwiesen zu schützen.

Um die Bedeutung dieser alten Kulturtechnik noch stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen, haben die Wässerverbände von Nürnberg-Katzwang, Schwabach und Forchheim, sowie die Wasserradgemeinschaft in Möhrendorf eine Interessensgemeinschaft gebildet, um sich gemeinsam für die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe zu bewerben. Diese seit dem Mittelalter belegte, überwiegend genossenschaftliche organisierte Form der Grünlandnutzung wird heute noch betrieben. Unterstützung kam über das Umweltamt der Stadt Nürnberg.

Eine unabhängige bayerische Expertenkommission hat jetzt auf Grundlage der Kriterien des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes die eingereichten Bewerbungen positiv beurteilt. Der Freistaat Bayern hat in der Folge die traditionelle Wässerwiesennutzung an der Regnitz, Rednitz und Wiesent in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Mit der Aufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis ist nun auch der Vorschlag für eine Nominierung für das bundesweite Verzeichnis verbunden.

Jetzt müssen wir genau beobachten, wie Tennet auf diese neue Situation reagiert.